Wenn du es auf diese Seite geschafft hast, weißt du wahrscheinlich schon, dass es sich bei dem Begriff Mantodea um eine faszinierende Ordnung innerhalb der Insekten handelt. Man kennt diese beeindruckenden Tiere auch unter den Namen Gottesanbeterin oder Fangschrecke.
Tja, das liegt wie immer im Auge des Betrachters.
Manch einen fasziniert das skurrile Aussehen, andere das perfektionierte Jagdverhalten. Die genaue Faszination ist schwer auf den Punkt zu bringen, zumal sich die einzelnen Arten bzw. Gruppen teilweise erheblich von anderen unterscheiden können.
Ein besonderes Merkmal, das es hervorzuheben gilt, ist die räuberische Lebensweise dieser Tiere. Ihr zu Fangapparaten ausgebildetes vorderes Beinpaar unterscheidet diese Tiere – bis auf wenige Ausnahmen – von fast allen anderen Insekten. Dabei hat sich die Strategie, oft regungslos in der Vegetation zu verharren und auf potenzielle Beute zu warten, um im richtigen Moment blitzschnell zuzuschlagen, bewährt. Einige speziell angepasste Arten haben jedoch auch raffinierte Jagdstrategien entwickelt, bei denen sie der Beute aktiv nachstellen oder diese sogar anlocken.
Mantodea kommen vor allem in tropischen und subtropischen Regionen vor, aber auch Savannen, Wüsten und Halbwüsten gehören zu ihrem Verbreitungsgebiet. Einige Arten sind auch in gemäßigten Klimazonen anzutreffen. Dabei haben die Tiere es geschafft, sich perfekt an ihre Umgebung und die Gegebenheiten anzupassen.
Aktuell sind etwa 2400 Arten bekannt, die sich in 460 Gattungen einteilen lassen. Diese Gattungen wiederum werden in derzeit 29 Familien und diverse Unterfamilien unterteilt. Dies ist jedoch dynamisch zu betrachten, da ständig neue Arten entdeckt werden oder bekannte Arten wieder eingezogen werden. Das kann passieren, wenn festgestellt wird, dass Arten fälschlicherweise als neue Art beschrieben wurden und man später erkennt, dass zum Beispiel ein Exemplar des anderen Geschlechts bereits früher beschrieben wurde. Man wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass diese beiden Exemplare der gleichen Art angehören, da sich männliche und weibliche Tiere nicht selten stark voneinander unterscheiden.
Der Großteil der Arten bevorzugt es, sich im dichten Blatt- und Graswerk aufzuhalten. Diese Arten sind wohl die am ehesten als „Gottesanbeterin“ bekannten (z.B. Arten der Gattungen Mantis, Hierodula, Sphodromantis, Tenodera, uvm.). Sie sind mit ihren blattartigen Formen und Farben oft sehr gut getarnt und nur durch geübte Augen auszumachen.
Einige Arten bilden perfekt welke Blätter und Pflanzenteile nach (z.B. Arten der Gattungen Deroplatys, Gongylus, Brancsikia, Stenophylla, uvm.). Dies wird oft durch Auswüchse, sogenannte Loben, an Körper und Beinen erreicht, die nahezu perfekt mit der umliegenden Vegetation verschmelzen.
Andere Arten bevorzugen die Tarnung als Blüten bzw. Blütenteile (z.B. Arten der Gattungen Hymenopus, Helvia, Crebroter, Pseudocreobotra, uvm.). Diese oft als „Blütenmantiden“ bezeichneten Arten setzen darauf, isoliert betrachtet, zwar auffällig auszusehen, sich jedoch in ihrem natürlichen Umfeld perfekt einzufügen. Hier gilt: „Was ins Auge springt, wird oft übersehen.“
Und dann gibt es noch Arten, die sich nahezu nahtlos an Äste oder Stämme anschmiegen und dabei Rinde, Flechten und Moos imitieren (z.B. Arten der Gattungen Theopompa, Liturgusa, Tarachodes, Amorphoscelis, uvm.). Solche Arten haben oft nicht nur faszinierende Tarn-, sondern auch Fluchtstrategien entwickelt. Wird eine potenzielle Bedrohung wahrgenommen, wechseln sie blitzschnell zu der Bedrohung abgewandten Seite des Stammes oder Astes.
Dies alles beschreibt aber wahrscheinlich nicht einmal im Ansatz die gesamte Vielfalt dieser spektakulären Tiere. Ich hoffe, auf dieser Website einen grundlegenden Einblick in die Welt der Mantodea eröffnen zu können. Auf den weiteren Seiten findet ihr nähere Informationen zu unzähligen Arten, ihrer Biologie und der Haltung sowie Zucht im Terrarium.